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Ein Wunderwerk der Technik in Borgholz, Sägewerk Wächter

Historische Horizontalgattersäge in Borgholz, Sägewerk Wächter

Kurz vor dem Jahreswechsel, genau an Silvester 2020, habe ich bei einem Spaziergang bei uns in Borgholz ein technisches Wunderwerk entdeckt und konnte  den Sägevorgang beobachten und dokumentieren.

Johannes Wächter freut sich auf die Säge

Unser Holzfachmann, Johannes Wächter, vom gleichnamigen Sägewerk, wollte noch im alten Jahr einen 4 m langen Eichenstamm mit einem Durchmesser von ca. 90 cm zu Brettern und Balken verarbeiten.
Da die Gattersäge (hat mehrere senkrechte Sägeblätter)  in seinem Sägewerk an der Dalhauser Straße aber so einen dicken Stamm nicht verarbeiten konnte (geht nur bis zu einem Durchmesser von 70 cm), wurde die alte Horizontalgattersäge in dem ehemaligen Sägewerk in der Flüttenstraße reaktiviert.

Diese Säge der Fa. F. Meyer & Schwabedissen aus Herford ( produziert heute noch Sägen, aber CNC gesteuert) wurde 1929 von dem Großvater von Johannes Wächter, Josef Wächter, im Ruhrgebiet gekauft und in Borgholz in der Flüttenstraße eingebaut. Sie war eine riesige Erleichterung, da die Holzstämme bis zu diesem Zeitpunkt noch von mindesten zwei Mann mit einer Schrot- oder Zweimannsäge zerteilt werden mussten.

Zitat Johannes Wächter: „Es gab ja hier keine Maschinenfabrik, man konnte sie nur im Ruhrgebiet z. B. in Essen kaufen; aber nicht für Geld, hier bekam man für einen Sack Erbsen eine Bandsäge; dort hatte man Maschinen, aber wenig zu essen und hier auf dem Land war es umgekehrt.“

Horizontalgattersäge

Diese Horizontalgattersäge wurde nach dem Einbau von einer mobilen Dampfmaschine, die links im Eingangsbereich des Sägewerkes positioniert wurde, angetrieben. Die Kräfte der Dampfmaschine wurden über einen Flachriemen in das erste Stockwerk auf eine Transmissionswelle und von dort weiter über Riemen, Ketten, und Zahnräder auf die Maschine übertragen.

Heute wird die Maschine von einem ca. 10 KW starken Elektromotor angetrieben; aber immer noch wie damals über die Flachriemen, Ketten und Zahnräder.

Um die Bewegungsrichtung einiger Bauteile der Horizontalgattersäge  (z.B. von rechts nach links oder von oben nach unten) zu ändern, ließ man z. B. einen Flachriemen einfach über kreuz laufen und schon hatte man eine zweite Drehrichtung. So konnte z. B. der Spannwagen, auf dem der Stamm befestigt war, ohne einen zweiten Antrieb und ohne die Maschine rückwärts laufen zu lassen vor und zurück gefahren werden; einfach durch das umkuppeln vom rechts- auf das linkslaufende Zahnrad.

 

Der Vorschub des Stammes ist der Geschwindigkeit des Sägeblattes angepasst und wird permanent ohne Unterbrechung nach vorn transportiert.

Sägeblatt wird ausgerichtet.

Das funktioniert aber nur, weil das Sägeblatt in beide Richtungen arbeitet; das wird wiederum erreicht, weil die Sägezähne des Blattes auf der gesamten Länge verteilt zur Hälfte nach rechts und zur Hälfte nach links angeschrägt sind.

Vor dem eigentlichen Sägevorgang wird das Sägeblatt mit einer Wasserwaage genau ausgerichtet und gespannt.

Der Eichenstamm (80 cm dick, 4 m lang und über eine Tonne schwer) wird auf den Spannwagen gelegt, (heute mit dem Stapler, früher mit Muskelkraft und langen Hebeln), ausgerichtet und im unteren Bereich mit Klauen befestigt.

Der Stamm wird mit Klauen befestigt.

Des Weiteren werden alle beweglichen Teile gefettet und geölt.

Jetzt wird die Maschine eingeschaltet und setzt sich allmählich in Bewegung; wenn sie die erforderliche Drehzahl erreicht hat und sich das Sägeblatt mit der gewünschten Geschwindigkeit hin und her bewegt, wird der Vorschub eingeschaltet und der Spannwagen mit dem Stamm bewegt sich auf das Sägeblatt zu und beginnt beim ersten Kontakt mit dem Sägevorgang.

In diesem Fall wird der Stamm in 16 cm dicke Bretter zersägt. Diese Bretter werden später im heutigen Sägewerk nochmals zersägt, sodass Balken von 16 cm x 16 cm entstehen.

Der Sägeschlitten, der das Sägeblatt rasend schnell hin und her bewegt, ist in einer gusseisernen, keilförmigen Führung befestigt . Die zwei Gegenstücke, welche sich in der Führung bewegen, bestehen aus dem Holz der Hainbuche und sorgen dafür, dass die Bauteile nicht heiß laufen; natürlich müssen auch sie geschmiert werden.

Holz-Führung aus Hainbuchenholz

Nach Angaben von Johannes Wächter wurden diese beiden Holzführungen früher schon einmal von seinem Vater nachgebaut und ausgetauscht.

Es ist also sehenswert und für technisch Interessierte super spannend, sich diese Technik einmal genauer aus der Nähe anzusehen.

Mit ein bisschen Glück, kann man die Maschine aus gebührendem Abstand auch mal in Aktion beobachten.

Georg Schulze

weitere Bilder sind hier in der Galerie

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